Nokia Lumia 610

(29.05.2012 00:00 CET)

Es ist schon spannend: Alle warten auf Windows Phone 7.5 Refresh (aka „Tango“), und das Gerät, das als erstes damit auf den Markt kommt, ist das kleinste Windows Phone, wenn man von den Leistungsdaten ausgeht. Und das ist natürlich kein Zufall: Erst mit Tango hat Microsoft die Vorgaben für Windows Phones so angepasst (Lesart: gesenkt), dass ein Gerät wie das Lumia 610 überhaupt auf den Markt kommen kann.

Preislich (das Gerät liegt knapp über EUR 200,-) nähert sich Nokia jetzt den ehemaligen Einsteigergeräten an, und die Hoffnung ist ganz klar: Windows Phone eben nicht nur als Smartphone-Betriebssystem zu etablieren, sondern über den Preis auch als System für den nicht extrem technikaffinen Anwender.

Nun klingt das alles so, als wäre das Lumia 610 eine lahme Krücke, zumindest lassen einige Leistungsdaten darauf schließen: Da wäre zum einen der 800 MHz Prozessor (7227A Snapdragon S1), der 200MHz langsamer ist als der der „normalen“ Windows Phones. Dazu kommt, dass der Speicher mit 256MB im Vergleich zu anderen Geräten halbiert wurde. Auch die 5 Megapixel-Kamera ist geringer ausgelegt als die 8 Megapixel-Kameras anderer Geräte.

Die Praxis zeigt allerdings, dass diese Einschränkungen nur teilweise als solche empfunden werden müssen. Das eine oder andere XBOX Live-Spiel leidet unter dem langsameren Prozessor und ruckelt hier und da, aber nicht in einem solchem Maße, dass man nicht trotzdem mit Spaß und kontrolliert spielen kann, zumal dies nur wenige Spiele trifft.

Die 256 MB Hauptspeicher waren als Problem unter anderem für Skype beschrieben worden, allerdings hatte Skype selbst recht schnell Anpassungen vorgenommen, die die Nutzung auf den LowEnd-Geräten ermöglichte. Leider allerdings fehlt hier scheinbar noch die Freigabe: Skype ist im Marketplace zwar auffindbar, allerdings verweigert der Marketplace die Installation, weil das Gerät nicht kompatibel sei. Bleibt nur zu hoffen, dass das in einem Update noch gerade gezogen wird. Auch wenn das Lumia 610 keine Frontkamera hat, zumindest zur WLAN-Telefonie würde das Gerät taugen. Auch Angry Birds lässt sich aus dem selben Grund nicht installieren.

Eine definitive Einschränkung ist die Tatsache, dass bei den 256MB-Geräten die Hintergrunddienste deaktiviert sind. Oder besser: Jedweder Benutzereingriff unterbunden. Das führt dazu, das auch Apps, die im Hintergrund laufen könnten, dies nicht tun... und beispielsweise damit auch deren spezifische Live-Tiles nicht aktualisiert werden. Bei NewsSpot beispielsweise zeigt der Zähler auf der Live-Kachel für immer und ewig die Zahl der neuen Beiträge an, die bei der letzten Aktualisierung in der App selbst vorhanden waren. Auch eine Aktualisierung im Hintergrund, die man im Programm selber anwählen kann, wird nicht ausgeführt. Kurz: Programme laufen nur dann, wenn sie im Vordergund sind. Das trifft natürlich nicht die Standard-KAcheln wie Nachrichten, Telefon etc., und es ist kein Tango-Problem, sondern eines der 256MB-Geräte.

Auch Navigon verweigert den Betrieb. Die „normale Version“ im Marketplace meldet schon vor dem Herunterladen, dass sie nicht kompatibel sei, die Select-Version der Telekom lässt sich zwar installieren (mit der Meldung, dem Gerät würde ein Kompass fehlen), bricht den Start aber ab, weil das Gerät nicht kompatibel sei. Es scheint also, dass einige Hersteller in ihren Applikationen noch die Prüfung auf 512MB Hauptspeicher deaktivieren müssen. Zum Thema Navigation ist das verschmerzbar, denn mit Nokia Drive ist ja eine vollwertige Navigationslösung mit an Bord. Und die funktioniert prima und ohne Ruckeln.

Im Vergleich zum Lumia 800 und 900 merkt man - zumindest wenn man schon einmal einen Vergleich hatte - den Unterschied des verbauten Displays des Lumia 610 zu einem Clear Black AMOLED. Die Farben sind blasser, die Anzeige scheint unschärfer (auch wenn das Lumia 610 mit 800 * 480 die selbe Auflösung wie alle Windows Phones hat. Ohne diesen Vergleich ist das Display ordentlich, wen auch nicht überragend, klar ein Zugständnis an den Preis.

Auch die Kamera ist mit ihren 5 Megapixeln ist genau das, was die Kameras anderer Geräte (mit einigen wenigen rühmlichen Ausnahmen) sind: geeignet für Schnappschüsse, nicht aber für das großformatige Poster. Und genau in dieser Anwendung machen die fehlenden 3 Megapixel den Kohl auch nicht mehr fett: Die maximal 2592 x 1944 auflösenden Bilder sind detailreich und scharf, sodass man daraus durchaus auch einen Abzug machen kann. Technisch ist das Lumia 610 in der Summe also ein durchaus nutzbares Gerät (Klick auf die Bilder öffnet die Originalgröße).

 

Bleibt die im Vorfeld geäußerte Befürchtung, dass das Lumia 610 eine Kaugummi-Anmutung haben könnte. Und hier muss ich meine größte Überraschung gestehen: Ich bin zwar ein absoluter Fan von Alu und Metall in Gehäusen, das Lumia 610 schafft es aber wider meiner Erwartung auch hier zu punkten. Das Plastik wirkt nicht billig, das Gerät liegt gut in der Hand, hat keine übermäßigen Spaltmaße und wirkt wertig, ganz und gar nicht wie ein „Billigtelefon“. Zudem ist es das erste Windows Phone, dass man auspackt und das Gefühl hat: „Mensch, ein Nokia“: Der prominente Schriftzug oben über dem Display, das eingelassene „NOKIA“ auf dem Akkudeckel, der Chromrahmen rund um das Display, das passt prima zusammen.

Die Tasten sind komplett auf der rechten Seite des Gerätes integriert, verschwinden aber quasi auf Grund der Tatsache, dass sie dieselbe Farbe haben wie die Einfassung des Displays.

Hinzu kommt: Der langsamere Prozessor hat ganz offensichtlich sogar einen positiven Einfluss: Das Lumia 610 hielt im Test gute zwei Tage mit einer Akku-Ladung durch, spürbar mehr als beispielsweise das Lumia 610 mit den letzten Akku-Updates.

Im Vergleich zum Lumia 800 ist kein großer Unterschied in der Größe oder dem Gewicht festzustellen, einzig, dass das Lumia 610 durch seine abgerundetere Form anders in der Hand liegt. Gefälliger, vielleicht, was aber nicht notwendigerweise gleichzeitig "besser" bedeuten muss.

Auch das Lumia 610 verwendet eine Micro-SIM-Karte, wer also noch eine Standard-SIM-Karte hat, der sollte sich schnell bei seinem Netzbetreiber eine Ersatzkarte besorgen oder aber im Elektronikfachhandel einen SIM-Karten-Schneider, der aus einer normalen eine Mikro-SIM macht.

Preis:

Ca. EUR 230,- bei Amazon in Schwarz, Weiss, Cyan

Fazit:

Für EUR 239,90 bekommt man ein Einsteiger-Windows Phone, was aber auf Grund der Tatsache, dass Windows Phone als Betriebssystem auf den Geräten weniger Abweichungen hat als andere mobile Plattformen, macht die Benutzungserfahrung nicht schlechter als bei anderen Geräten. Die Einschränkungen der Hintergrunddienste, die aus den 256MB Speicher resultieren, stören bei Apps, die im Hintergrnd Informationen aktualisieren (wie Wetter, News etc.), dies muss man in Kauf nehmen oder ein Gerät mit (mindestens) 512MB Hauptspeicher nehmen. Ob man den Look des Gerätes, das eine ganz andere Designsprache spricht als das Lumia 800 oder 900, mag, ist eine subjektive Entscheidung. Fakt ist, dass der Gegenwert für den Kaufpreis hier mehr als stimmt!

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